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Geschlechter in der Medizin: Warum ist Gesundheit (noch) nicht gerecht?

Illustrierte diverse Frauen mit unterschiedlichen Hautfarben, Größen und Behinderung stehen vor einem grünem Herz für Gendergerechtigkeit
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Warum werden Frauen häufig später diagnostiziert?
Warum fehlen Daten zur Wirkung von Medikamenten auf weibliche Körper?
Und was ist mit trans*, inter* und nicht-binären Personen?

Für diese Ungleichheit gibt es einen Begriff: den Gender Health Gap.

Damit ist die systematische Ungleichheit zwischen verschiedenen Geschlechtern in der medizinischen Forschung, Diagnostik und Behandlung gemeint.Dieses Thema liegt uns bei FEMNA besonders am Herzen, weshalb wir ihm auch eine ganze Podcastfolge von Frauen.Fragen.Gesundheit widmen.

Hör doch gerne direkt rein: 

Geschlecht ist vielfältig: Sex vs. Gender

Bevor wir über den Gender Health Gap sprechen, ist es wichtig zu verstehen, was wir eigentlich meinen, wenn wir von „Geschlecht“ sprechen – denn der Begriff ist vielschichtig.

In der Medizin wird oft zwischen Sex und Gender unterschieden:

  • Sex bezeichnet das biologische Geschlecht – also körperliche Merkmale wie Chromosomen, Hormonhaushalt und anatomische Strukturen. Doch auch diese sind nicht einfach „männlich“ oder „weiblich“. Menschen können mit XX- oder XY-Chromosomen geboren werden, aber auch mit Varianten dazwischen (z. B. XXY). Auch hormonelle Prozesse und anatomische Merkmale wie Genitalien oder Fortpflanzungsorgane können unterschiedlich ausgeprägt sein. Biologische Vielfalt ist also Realität – kein Ausnahmefall.
  • Gender hingegen beschreibt das soziale und kulturelle Geschlecht. Es umfasst unsere Rollenbilder, gesellschaftliche Zuschreibungen, aber auch die individuelle Geschlechtsidentität – also das persönliche Empfinden darüber, welchem Geschlecht wir uns zugehörig fühlen.

Beide Dimensionen – biologisch und sozial – beeinflussen, wie Menschen krank werden, wie sie Symptome wahrnehmen, wie sie behandelt werden und wie sie durch das Gesundheitssystem navigieren. Deshalb muss die Medizin alle Geschlechter mitdenken – nicht nur zwei.

—— Der Artikel geht unten weiter. ——
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Was ist der Gender Health Gap?

Der Gender Health Gap beschreibt die strukturellen Unterschiede in der Gesundheitsversorgung zwischen den Geschlechtern – von der Forschung über Diagnostik bis hin zur Therapie. Der Ursprung liegt in einem binären Weltbild und der Annahme, dass der „gesunde, weiße Mann“ der medizinische Standard ist.

Bis 1993 wurden Frauen zum Beispiel systematisch aus medizinischen Studien ausgeschlossen. Die Begründung? Sie seien „zu kompliziert“ – wegen ihres Zyklus, Hormonen oder möglicher Schwangerschaften. Das hat zu einer massiven Datenlücke geführt, die sich bis heute in der praktischen Versorgung bemerkbar macht, da viele medizinische Standards auch heute noch auf dem männlichen Körper basieren und es zu späteren Diagnosen, längeren Krankheitszeiten oder vermeidbaren Erkrankungen kommen kann.

Beispielsweise gelten Brustschmerzen bei Männern als klassisches Symptom für einen Herzinfarkt, während dieser sich bei Frauen oft durch Übelkeit, Rückenschmerzen oder Atemnot äußert und dadurch häufig gar nicht oder zu spät erkannt und behandelt wird.

Auch zeigt sich die fehlende Forschung bei genderspezifischen Erkrankungen wie Endometriose, PCOS und PMDS. Denn Endometriose betrifft etwa 10-15% aller Frauen, doch eine Diagnose dauert oft 10 Jahre – zuvor hören viele Betroffene “Das ist doch normal”. 

Wer besonders betroffen ist

Die Ungleichheit in der medizinischen Versorgung betrifft nicht alle Frauen* gleich. Besonders stark bemerken dies:

  • Trans*, inter* und nicht-binäre Personen: Oft fehlen passende Behandlungsangebote oder es kommt zu Diskriminierung durch medizinisches Fachpersonal.
  • Women of Color: Studien aus den USA zeigen zum Beispiel, dass sie bei der Geburt häufiger sterben als weiße Frauen – auch bei vergleichbarem Gesundheitsstatus.
  • Menschen mit wenig Zeit, Geld oder Bildung: Wer Care-Arbeit übernimmt, prekär beschäftigt ist oder keinen Zugang zu guter Gesundheitsversorgung hat, wird besonders benachteiligt.

Es gibt also einige Menschen, die auch heute noch den Gender Health Gap in der Versorgung spüren. Doch die gute Nachricht ist: Es gibt auch schon einige Lösungsansätze.

Zukunftsperspektive gendersensible Medizin

Wie kann gendersensible Medizin zukünftig aussehen:

  • Alle Körper in Studien mit einbeziehen, um Medikamente und Therapien passgenau verschreiben zu können
  • Gendersensible Medizin und den Gender Health Gap als fester Bestandteil der medizinischen Ausbildung und Praxis
  • Aufklärung über und Sichtbarkeit für frauenspezifische Gesundheitsthemen
  • Technologien wie Zyklus-Apps, digitale Hormonanalysen und weitere Innovationen aus dem FemTech-Bereich können helfen, Versorgungslücken zu schließen.

Bei FEMNA setzen wir uns jeden Tag für mehr Gerechtigkeit in der Frauengesundheit ein.

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